Formel 1: So geht es mit Sergio Perez weiter

Nachbehandlung mit dem Doktor: Saudi-Arabien

Von Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Jeddah, Ferraris Problem mit Ollie Bearman und die Form der Racing Bulls.

Bitte um Verständnis, dass ich mich in meiner Kolumne auf den Sport konzentriere und andere Dinge weiterhin nicht kommentiere. Letzte Woche hatte ich Bedenken geäußert, dass Red Bull Racing in Jeddah größere Probleme kriegen könnte als beim Saisonauftakt in Bahrain. Bis zu einem gewissen Grad ist das auch so eingetreten. Ein wenig hat das diese außerirdische Quali-Runde von Max kaschiert, diese drei Zehntel Vorsprung auf Leclerc. Im Rennen haben wir uns mit den harten Reifen schwer getan. Die Aufwärmphase hat länger gedauert, und als Max in den Verkehr kam und Reifentemperatur verlor, kam er ebenfalls in Schwierigkeiten. Unser größter Vorteil in Bahrain war, dass unser Auto so reifenschonend war. Dieser Effekt kam in Jeddah nicht so zum Tragen.

Jeddah ist eine Strecke, die Checo sehr mag. Er war die letzten beiden Jahre hier auf Pole-Position, hat letztes Jahr gewonnen und den Sieg im Jahr davor nur verloren, weil das Safety Car zur für ihn dümmsten Zeit auf die Strecke kam. In diesem Jahr experimentiert er nicht mehr herum, sondern fährt mit mehr oder weniger der gleichen Grundabstimmung los wie Max. Es sind nur mehr Nuancen, in denen sie unterschiedlich abstimmen. Früher war Checo mit Autos flott, die gutmütig sind. Nur sind gutmütige Autos selten schnell. 2022 kam ihm entgegen, dass unser Auto übergewichtig war. Dadurch hatte es eine gutmütigere Tendenz mit mehr Untersteuern und einem stabilen Heck. Aber es war nicht schnell – in der ersten Saisonhälfte war Ferrari eigentlich schneller. Nur dank unserer Strategie und wegen Fahrfehlern von Leclerc ist das zu unseren Gunsten gekippt. Jetzt ist unser Auto sehr wohl schnell, dass Max mit einem nervösen Heck besser zurecht kommt als jeder andere – das ist seinem außerordentlichen Talent zu verdanken und macht den Unterschied aus.

Ein Wort zu den Racing Bulls. Sowohl für Yuki als auch für Daniel geht es in dieser Saison um viel. Yukis Qualifying-Performance war sehr gut, und Ricciardo muss sich jetzt bald einmal etwas einfallen lassen. Wo es Arbeit gibt: In der Quali ist zumindest Tsunoda sehr gut, dann fahren sie im ersten Stint vorne in den WM-Punkten mit, nur um danach immer weiter zurückzufallen. Sie können den Speed auf Dauer nicht halten. Ob sie die Reifen zu sehr beanspruchen oder es andere Gründe hat: Das gilt es rauszufinden.

Sensationell fand ich das Debüt von Ollie Bearman im Ferrari. Auf einer Strecke wie Jeddah ohne viel Training so unterwegs zu sein, war ganz stark. Phasenweise fuhr er fast auf dem Niveau von Charles Leclerc. Aber was macht Ferrari jetzt? Da kaufen sie den teuren Hamilton ein, Leclerc hat einen längerfristigen Vertrag, und jetzt zeigt mit Bearman ein Super-Talent auf. Wäre ich Fred Vasseur, würde ich Bearman sofort ein F1-Cockpit in einem anderen Team suchen, was weiß ich, bei Haas zum Beispiel. Jetzt müssen sie noch mal Geld in die Hand nehmen, um ihn ausbilden zu lassen. Die Teams sind aktuell finanziell relativ saturiert, die werden sich das teuer bezahlen lassen.

Bei Bearman – aber auch bei unserem Liam Lawson letzte Saison oder bei Pedro Acostas Debüt gestern in der MotoGP – zeigt sich, was echte Ausnahmetalente sind. Klar, heute sind die Jungen allesamt gut vorbereitet, wenn sie aufsteigen. Aber nur wenn einer richtig gut ist, dann schafft er gleich von Anfang an solche Leistungen. Ich fand unglaublich erfrischend, wie Acosta Marc Márquez angegriffen hat, genau wie die Leistung von Bearman in Saudi-Arabien. So was wollen wir doch alle sehen.

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